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Wo für die Freiheit Blut geflossen ist

Aktualisiert: 5. Mai

Von Wolfgang Braun
Zweite, überarbeitete Version vom Mai 2025.
Vielen Dank an unser Gründungsmitglied Wolfgang Braun für seine wertvollen historischen Beiträge und seine Unterstützung als Autor im Heimverein Niederbühl-Förch e.V.

Beim Spaziergang von Niederbühl über das Dörfel und den Rohrer-Steg Richtung Rastatts Innenstadt lohnt es sich, bei der Badner Halle bei dem von Rastatts Künstler Michael Wollensack geschaffen Denkmal innezuhalten. [2] 

Denkmal bei der Badner Halle in Rastatt, gestaltet vom Künstler Michael Wollensack – ein Ort des Innehaltens auf dem Weg vom Rohrer-Steg in die Innenstadt.
Das von Michael Wollensack geschaffene Denkmal an der Badner Halle erinnert an die Freiheitsbewegung – ein stiller Haltepunkt auf dem Weg durch Rastatt.

Es erinnert an Menschen, die in der Vergangenheit für die freiheitlich demokratische Grundordnung kämpften. Die drei Grundelemente des Denkmals sind Mauern als Symbol für Gewalt, Unterdrückung und Trennung, eine Feder als Zeichen des geschriebenen Wortes, die ebendiese Mauer aufbricht, und 48 Kugeln als Erinnerung an die revolutionären Vorgänge 1848/49.

Tanz um den Freiheitsbaum

Mit dieser Überschrift gehen die Gedanken zurück an den 26. Juni 1974, als der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann bei der Eröffnung der

„Rastatter Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der Deutschen Geschichte …“

im Rastatter Schloss u. a. folg. Worte sprach:

„Die Demokratie ist nicht vom Himmel gefallen, sie ist nichts Statisches, sondern müsse sich immer wieder an gesellschaftliche Veränderungen anpassen. Sie ist darauf angewiesen, dass sich Menschen engagieren, nicht nur schimpfen, sondern handeln.“

Um die Freiheitsbewegungen und den Kampf um die Demokratie zu verstehen, müssen wir einen Blick zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts werfen.

 

Deutschland im Sinne eines geeinten Nationalstaates gab es damals noch nicht. Vielmehr bildeten 35 Einzelstaaten, die von den jeweiligen Landesfürsten regiert wurden und vier freie Städte den sogenannten Deutschen Bund, dem auch das Großherzogtum Baden angehörte.

 

Inspiriert von den Ideen der Französischen Revolution entwickelten sich in Baden und weiteren deutschen Ländern Bestrebungen, die bestehenden feudalen Strukturen in Frage zu stellen.

 

So war es z. B. verboten, nach französischem Vorbild Freiheitsbäume aufzustellen und darum herum zu tanzen. Aber trotz – oder vielleicht auch wegen des Verbots – kam das Stellen von Freiheitsbäumen immer mehr „in Mode“.

Bürger tanzen um den Freiheitsbaum – Symbol der Revolution von 1848/49 – auf einem Platz in Rastatt.  Bildquelle: Bundesarchiv, Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Rastatt.
Tanz um den Freiheitsbaum – Ausdruck der Hoffnung auf Demokratie und Freiheit während der Revolution von 1848/49  [2]

Ist Ihnen bekannt, dass das deutsche Originalbild aus dem Jahr 1792 im Innenhof des Rastatter Freiheitsmuseums hängt und den Idealen der Französischen Revolution …

„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ … gewidmet ist? [3] 

1832 wurde auf dem Hambacher Fest der Ruf nach nationaler Einheit, Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern deutlich formuliert. In der Folge davon kam es vor allem in Baden vermehrt zu Unruhen und Aufständen, die 1848 ihre Höhepunkte im Heckeraufstand und im Struve-Putsch fanden.

 

Die Standhaftigkeit der Freiheitskämpfer gegen die Fürstenherrschaft fand bei uns ihr jähes Ende, als im Jahre 1849 großherzogliche- und preußische Truppen den Traum von Freiheit jäh beendeten.

 

Folgende colorierte Zeichnung zeigt die Niederlegung der Waffen der Revolutionstruppen nach dreiwöchiger Belagerung am 23. Juli 1849 vor dem Rastatter Schloss.

Folgende colorierte Zeichnung zeigt die Niederlegung der Waffen der Revolutionstruppen nach dreiwöchiger Belagerung am 23. Juli 1849 vor dem Rastatter Schloss.
Kapitulation der eingeschlossenen Revolutionstruppen [4]

Zurück blieben ein zerstörter Traum und ein zerstörtes Dorf

In der Endphase der Badischen Revolution wurde ab Ende Juni 1849 die Rastatter Festung von preußischen Truppen eingeschlossen und beschossen. Als Verzweiflungstat unternahmen etwa 1.000 Aufständische einen Ausfall in Richtung Rauental, wo sie mit preußischen Infanterieregimentern in erbitterte Kämpfe gerieten.


Auch bei Niederbühl wurde verbissen gekämpft. Das Dorf lag genau zwischen der Festung und dem Belagerungsring der preußischen Truppen hinter dem damaligen Bahndamm (Nähe der Pyramide in Richtung Kuppenheim) und geriet so von beiden Seiten in die unmittelbare Schusslinie. Schließlich wurde der Ort durch die Artillerie von der Leopoldsfeste zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt.

Das Bild dokumentiert das am 8. Juli 1849 stattgefundene Gefecht in der Nähe der Pyramide zu Niederbühl.
Gefecht Juli 1849 [5][6]

Das Bild dokumentiert das am 8. Juli 1849 stattgefundene Gefecht in der Nähe der Pyramide zu Niederbühl.

 

Für Niederbühl war jener 8. Juli ein wahrhaft „Schwarzer Tag“. Infolge des Artilleriebeschusses wurden zwanzig Wohnhäuser, einige Scheunen und das Rathaus ein Raub der Flammen. Auch die gerade erst 50 Jahre alte Dorfkirche brannte komplett aus.

 

Dem folgenden Textauszug von F. W. Hackländer, einer der im 19. Jahrhundert am meisten gelesenen Schriftsteller, ist wohl wenig hinzuzufügen. [7]

„Niederbühl sah schauerlich aus. Fast ein Drittel der Häuser trug Spuren des Brandes, welcher teils durch die glühenden Kugeln aus der Festung, teils von den Insurgenten (Freischärler) … hervorgebracht wurden. Auch war ein großer Teil der Häuser und Scheunen durch hineinschlagende Bomben und Bollkugeln furchtbar zerstört. …
Es war schon während der Erbauung der Festung ernstlich die Rede davon, das Dorf Niederbühl zu verlegen. Die Einwohner waren mit ihren Habseligkeiten geflohen, und so lagen die reinlichen netten Häuser in einer beängstigenden Stille da. … Am schlimmsten war die Kirche mitgenommen. Die Spitze des Turmes herabgebrannt und das Dach des Kirchenschiffes so vollständig eingestürzt, dass nichts mehr stehen blieb, als die nackten vier Mauern.“
Eingemauerte Kanonenkugel in der Fassade eines Hauses in der Hans-Thoma-Straße – Überbleibsel der Kämpfe von 1849.
Ein trauriges Überbleibsel des Kampfes zwischen den Revolutionären und den Preußen steckt im wahrsten Sinne des Wortes noch heute in einem Haus an der Hans-Thoma-Straße: Eine Kanonenkugel
Pyramidenförmiges Denkmal aus Stein am Straßenrand zwischen Niederbühl und Kuppenheim, zur Erinnerung an gefallene preußische Soldaten von 1849.
Das steinerne pyramidenförmige Denkmal an der Straße zwischen Niederbühl und Kuppenheim erinnert an die Soldaten des 20. Königlich- Preussischen Inf. Regimentes, die am 8. Juli 1849 bei der Niederschlagung der Revolution gefallen sind.

Fast 180 Jahre danach erstaunt es, wie viele überregionale Zeitungen sich damals mit den Geschehnissen in Niederbühl ausführlich befassten.


Im Oktober 1849, also rund acht Wochen nach dem Gefecht, veröffentlichte die Illustrierte Zeitung in Leipzig die Zeichnung von Friedrich Kaiser [*1815, †1890], einem Maler und Graphiker, der auch Berichterstatter der Bundestruppen war.

Zwei Soldaten am Rand eines Kornfeldes – einer schießt, der andere blickt gespannt in die Ferne; im Hintergrund Kuppenheims Kirchturm, der Merkur und Ebersteinburg.
Kämpfende Soldaten stehen am Rande eines Kornfeldes. Einer feuert gerade sein Gewehr ab, während ein zweiter gebannt in die Schussrichtung schaut. Die Gegner sind unsichtbar, wohl aber erkennt man Kuppenheims Kirchturm, den Merkur und Ebersteinburg. Das Aquarell „Das zerstörte Dorf“ [8] stammt auch von Friedrich Kaiser und wurde ebenfalls in der „Illustrierte(n) Zeitung“ publiziert.

Hier ein wörtlicher Auszug der „Allgemeine(n) Zeitung München“ des Jahres 1851 [9]

„ … die zerschossenen Häuser des armen Dörfchens Niederbühl sind noch nicht wieder vollkommen aufgebaut, und der Turm seiner Kirche mit niedergebranntem Dach und leeren Fensterbohlen sieht uns traurig an ... An dem Damm (gemeint ist der Bahndamm, der an der Förcher Kreuzung Richtung Baden-Oos führte) lehnte sich damals die preußische Batterie, und obgleich es lebensgefährlich war hier oben zu spazieren, so machten sich doch die Soldaten nicht selten das Vergnügen, wenn eine Kugel vorbeigesaust war, dem Feinde ... zu telegraphieren, sie habe nicht getroffen.“

Es ist bezeichnend, dass in den meisten Veröffentlichungen selten vom Leid gefangen genommener Soldaten berichtet wird. Jeder, der die Kasematten in Rastatt besuchte, wird mit Schaudern folgende Zeilen lesen.


Diese stammen von einem ehemaligen preußischen Soldaten, der die Barbarei und Erniedrigung des militärischen Gegners eindrucksvoll als Warnung für seine Kameraden beschreibt.

 

Sein Buch, herausgegeben in Brüssel im Jahr 1849 lautet:

„Reue eines preußischen Soldaten über die Greuelthaten des herrlichen Kriegsheeres in Baden“
„Kameraden, soll ich euch von Rastatt erzählen, von dieser Blutstadt, wo die armen Gefangenen zu Tausenden in unterirdische Löcher gesperrt sind, damit sie hier lebendig verfaulen, wo sie geradezu wie wilde Tiere behandelt werden, auf welche der preußische Soldat schießt, sobald sie sich an ihren Gittern zeigen … Ihr, die preußischen Soldaten, habt ein schönes deutsches Land (gemeint ist Baden) zu einer Mördergrube, zu einer Höhle des Jammers und Elends gemacht. Ihr habt ein braves, freiheitsliebendes, gebildetes Volk hingemordet … Jüngst sollte in der Kaserne ein badischer Soldat 25 Prügel bekommen. Da trat ein Unteroffizier hervor und sagte dem preußischen Offiziere: ‚Die Prügelstrafe ist in Baden gesetzlich abgeschafft.‘ So, erwiderte der Offizier, ‚dann bekommt er fünfzig.‘ Und wisst ihr, wie der Mensch heißt, der diese Prügel diktierte? Dieser Mensch heißt Herr von Brandenstein und ist einer eurer Offiziere. Herr von Schweinehund, Herr von Schuft, Herr von Untier … sollte dieser Mensch heißen.“
Erdwall mit einfacher Befestigung – die Schanze der „Badischen“ bei Niederbühl, Überrest aus den Revolutionskämpfen von 1849.
Schanze der badischen Revolutionstruppen bei Niederbühl – Relikt der Verteidigungsanlagen aus dem Freiheitskampf von 1849.

Die Tatsache, dass Druckerzeugnisse, die von Geschehnissen in Niederbühl berichten, in Stuttgart, München und Leipzig veröffentlicht wurden, führt uns heute den Stellenwert des …

„Kampfes unter der Fackel der Freiheit“

vor Augen.

Visionäre, Freiheitskämpfer, Revolutionäre und Politiker

Die Freiheitsflagge von 1848/49 – horizontale Trikolore in Schwarz-Rot-Gold, Symbol der demokratischen Bewegung in Deutschland.
Die schwarz-rot-goldene Freiheitsflagge war das zentrale Symbol der Revolution von 1848/49 und steht bis heute für Einheit, Recht und Freiheit.

Im folgenden Abschnitt wird eine kleine Auswahl von Persönlichkeiten vorgestellt, die für die „Fackel der Freiheit“ rund um Rastatt viel riskierten. [10]


Im Bewusstsein, dass wir heute, in unserer demokratischen Gesellschaft auf die Errungenschaften dieser mutigen Frauen und Männer aufbauen können, lohnt es sich, auf ihre Ideen, Visionen und ihren Einsatz für eine „gerechte“ Gesellschaft näher einzugehen.



Nicht nur in Diktaturen, sondern auch bei uns sind Bewegungen für Freiheit, Gleichberechtigung und soziale Teilhabe von zentraler Bedeutung.

Karl Schurz, Rebell in Deutschland, Nationalheld in den USA

Beginnen wir gleich mit einem Spaziergang entlang des Rastatter Revolutionspfades über den Marktplatz. Zwischen Rathaus und St. Alexander Kirche steht das ehemalige Wohnhaus von Karl Schurz, der während der Belagerung Rastatts in der Kaiserstraße 35 wohnte.


In seiner Rastatter Zeit war der 20jährige überzeugt von den Gedanken der Revolution.


Karl Schurz wird, da er an den Aufständen in der Pfalz und Baden teilgenommen hat, in der Rastatter Festung interniert. Er entzieht sich preußischer Gefangenschaft durch eine spektakuläre Flucht u. a. durch die Kanalisation aus den Kasematten. Über Frankreich erreicht er die Schweiz, wo er als politischer Flüchtling lebt. Im Jahr 1850 reist er mit falschem Pass nach Berlin, um den im Spandauer Zuchthaus gefangen genommenen Professor Johann Gottfried Kinkel (evangelischer Theologe und Schriftsteller) in einer waghalsigen Aktion zu befreien. Diese Aktion verschafft Karl Schurz im In- und Ausland große Popularität. Weitere Stationen waren mehrere Großstädte Europas. Von Bremerhaven aus reiste er per Schiff mit seiner Frau Margarethe nach New York aus.


Porträt von Karl Schurz, Revolutionär von 1848/49, später US-Senator und Innenminister in den Vereinigten Staaten.
Karl Schurz kämpfte 1849 in der badischen Revolution, floh ins Exil und wurde später einer der einflussreichsten deutsch-amerikanischen Politiker des 19. Jahrhunderts. [11]

Karl Schurz [* 1829, † 1906] hatte eine „bewegende“ Biografie:

Vom Gefangenen in den Kasematten in Rastatt zum Innenminister in den USA von 1877 bis 1881

Von Bremerhaven aus reiste er mit seiner kurz zuvor geheirateten Ehefrau Margarethe im Jahr 1852 nach New York aus.


Zunächst als Publizist und Rechtsanwalt tätig, wandte er sich später einer politischen, militärischen und diplomatischen Karriere zu. Aufgrund seines Engagements im Präsidentschaftswahlkampf für Abraham Lincoln wurde Karl Schurz zum Gesandten der Vereinigten Staaten in Spanien ernannt. Nach seiner Rückkehr kämpfte er im Sezessionskrieg (Bürgerkrieg zwischen Süd- und Nordstaaten) als Brigadegeneral.

Er war der erste gebürtige Deutsche, der Mitglied des Senates der Vereinigten Staaten wurde.

Gustav Struve, leidenschaftlicher Verfechter von Freiheit und Gleichheit

Porträt von Gustav Struve, führender Kopf der badischen Revolution von 1848/49, Demokrat, Publizist und radikaler Republikaner.
Gustav Struve war neben Friedrich Hecker eine zentrale Figur der badischen Revolution. Mit seinem Ruf nach einer Republik prägte er die demokratische Bewegung von 1848/49 entscheidend.

Gustav Struve [* 1805, † 1870] war einer der Anführer des Badischen Austandes. Im September 1848 rief er in Lörrach die Republik aus. Drei Tage später wurde der Aufstand in Staufen militärisch niedergeschlagen. Er wurde verhaftet und wegen Hochverrats zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Im Mai 1849 befreite man ihn aus dem Gefängnis.


Nach dem endgültigen Scheitern des badischen Aufstandes emigrierte Struve gemeinsam mit seiner Frau Amalie Struve [* 1824, 1862] zunächst in die Schweiz und dann in die USA.

 

In seinen staatswissenschaftlichen Schriften, aber auch in Versammlungen wie 1847 in Offenburg, forderte Struve immer wieder Gleichheit und Freiheit vor dem Gesetz ebenso wie einen Nationalstaat. Jedoch scheiterte er mit diesen Forderungen zusammen mit seinem Mitstreiter Friedrich Hecker sowohl im badischen Landtag als auch in der Frankfurter Paulskirche.

Friedrich Hecker, der Badische Robin Hood

Porträt von Friedrich Hecker, badischer Revolutionär von 1848, mit charakteristischem Hut und Bart – Symbolfigur des republikanischen Aufstands.
Die Hecker-Uniform mit rotem Hemd und breitem schwarzen Hut wurde zum Markenzeichen des badischen Revolutionärs Friedrich Hecker und Symbol für den demokratischen Aufbruch von 1848.

Fast wie ein Räuberhauptmann [12] muss Friedrich Hecker im April 1848 ausgesehen haben. In blauer Bluse, Stulpenstiefeln und einem breitkrempigen Hut führt er seine Anhänger von Konstanz Richtung Karlsruhe.

Colorierte Darstellung des gescheiterten Gefechts bei Kandern 1848 – Friedrich Hecker oben rechts, dirigierend, während seine Truppen in Unordnung geraten.
Das Gefecht bei Kandern am 20. April 1848 markierte das Ende des sogenannten Heckerzugs. Im Bild ist Friedrich Hecker oben rechts als Anführer dargestellt – der Versuch, die Revolution militärisch voranzutreiben, scheiterte. [13]

Ziel des Heckerzugs ist es, ab Konstanz mit dem Sturz des Großherzogs die Revolution in Baden auszulösen. Ist das erstmal geschafft, denkt Hecker, dann werden auch die restlichen deutschen Länder bald folgen. Circa 800 Menschen schließen sich seinem Zug an, die meisten bewaffnet und zur Revolution bereit.


Doch der Heckerzug kam nie in Karlsruhe an. Wenige Tage nach ihrem Aufbruch wird die Freischar von Truppen des Deutschen Bundes geschlagen. Hecker flieht nach Basel, von dort nach Straßburg und letztlich in die USA.

Vergessen ist er aber in Baden nicht.

Hier entwickelt sich eine Art Mythos. Er wird zum Symbol einer radikalen Demokratie.

 

Gedacht wird ihm unter anderem im Heckerlied:

„Wenn die Leute fragen, lebt der Hecker noch, / dann könnt ihr ihnen sagen, ja, er lebet noch. / Er hängt an keinem Baume und er hängt an keinem Strick, / er hängt an seinem Traume von der freien Republik.“

Alexander Schimmelpfennig, eifriger Anhänger neuen Ideen

Auch Alexander Schimmelpfennig [* 1820, † 1899] unterstützte als Jurist die Opposition gegenüber Preußens Versuchen, die Durchsetzung der Paulskirchenverfassung zu verhindern. Als Abgeordneter und Präsident der Frankfurter Nationalversammlung gilt er als einer der führenden Köpfe bei der Ausarbeitung der Reichsverfassung, die letztlich scheiterte.

Trotzdem kann man ihn als den »ersten deutschen Verfassungsvater« bezeichnen.

Nach einer Verletzung floh er in die Schweiz. Er wurde in Abwesenheit im Oktober 1848 aus dem preußischen Militär entlassen und aufgrund seiner Handlungen während der Revolution zum Tod verurteilt.


In der Schweiz lernte er den ebenfalls dorthin geflüchteten Carl Schurz kennen. Beide flohen über Paris nach London. Dort wurde Schimmelpfennig Mitglied der Bewegung German Democratic Movement, die in deutlichem Gegensatz zu der politischen Haltung von den ebenfalls in London lebenden Karl Marx und Friedrich Engels stand.

 

Das Bild zeigt die drei „Idole der Freiheit“. [14]

Porträtdarstellung von Gustav Struve, Friedrich Hecker und Ludwig Schimmelpfennig – drei führende Köpfe der badischen Revolution von 1848/49.
Gustav Struve, Friedrich Hecker und Ludwig Schimmelpfennig gehörten zu den prominentesten Vertretern der radikaldemokratischen Bewegung in Baden. Sie kämpften gemeinsam für Republik, Freiheit und soziale Gerechtigkeit während der Revolution von 1848/49.

Abriss von Mauern gegen die Freiheit

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief am 7. November 2024 auf Schloss Bellevue aus den Erfahrungen von 1849 und 1989 zum verstärkten Kampf für Freiheit und Demokratie auf.

"Wir stehen an der Seite derer, die heute für ihre Freiheit undgegen Unterjochung kämpfen!"

Der Kampf für die Freiheit wurde 1849 in Rastatt verloren.

Angesichts dieser Zeilen, aber auch weiterer, zz. stattfindenden Kriege, sollten wir alles tun, dass sich auch unsere Kinder und Enkelkinder an den Tanz um den Freiheitsbaum“ lebenslang erinnern und aktiv für die hart erkämpfte Freiheit eintreten.

Symbolische Flamme der Freiheit – abstrahierte Flammenform als Zeichen für den Geist von Demokratie, Menschenrechten und revolutionärem Aufbruch.
Die „Flamme der Freiheit“ steht sinnbildlich für den ungebrochenen Willen nach Freiheit und Demokratie – ein zentrales Motiv der Revolutionsbewegung von 1848/49.

Die Gedanken sind frei

Ein „kleines“ Lied, das mit einfachen Worten eine große Aussage trifft, die zeitlos ist! Während der ursprüngliche Text wohl vor 1800 entstanden ist, gehen heutige Fassungen auf die 1842 durch August Heinrich Hoffmann von Fallersleben geschaffene Version zurück. [15] 

Notenblatt oder Szene des Gesangs eines historischen Freiheitsliedes mit einfachen, eindringlichen Worten – Vorlage stammt von Hoffmann von Fallersleben (1842).
Ein kleines Lied mit großer Wirkung: Die heutige Fassung des bekannten Freiheitsliedes geht auf August Heinrich Hoffmann von Fallersleben zurück und drückt zeitlose Sehnsucht nach Freiheit aus.
 Ein eindrucksvolles Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit. Konstantin Wecker – Die Gedanken sind frei!

Live-Auftritt bei Songs an einem Sommerabend 2015 vor Kloster Banz. Mit Cynthia Nickschas, Fany Kammerlander, Jo Barnikel, Jens Fischer und dem Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie.


Immer wieder war das Lied in Zeiten politischer Unterdrückung oder Gefährdung Ausdruck für die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit. [16]


  • Sophie Scholl spielte ihrem 1942, wegen hitlerkritischen Äußerungen inhaftierten Vater, Robert Scholl, an der Gefängnismauer mit der Blockflöte dieses Lied.

  • Am 9. September 1948, auf dem Höhepunkt der Berlin-Blockade, hielt Ernst Reuter vor über 300.000 Berlinern an der Ruine des Reichstagsgebäudes seine Rede, in der er an „die Völker der Welt“ appellierte, die Stadt nicht preiszugeben. Nach dieser Rede erklang spontan aus der Menge u. a. das Lied: Die Gedanken sind frei. 

  • 1989 wurde während der friedlichen Revolution in der DDR das Lied von Mitgliedern der Dresdner Staatskapelle auf dem Theaterplatz in Dresden gespielt und von tausenden Demonstranten mitgesungen. Es war ein ergreifender Höhepunkt der damaligen historischen Ereignisse.

  • Auch 2013 hatte das Lied noch politische Relevanz. So strich der Leiter des Dresdner Kreuzchors das "Freiheitslied" aus dem Programm, um eine Konzertreise durch China nicht zu gefährden.


Trüber Novembertag auf der Niederbühler „Hochzeitswiese“ mit Blick auf Ebersteinburg und Schloss Hohenbaden im Dunst der Ferne.
Ein fahler Novembertag auf der „Hochzeitswiese“ bei Niederbühl – der Blick schweift über Felder hinweg Richtung Ebersteinburg und Schloss Hohenbaden.

Herausgeber

Heimatverein Niederbühl-Förch e. V.

Autor (Text- und Gestaltung)

Wolfgang Braun http://www.braun-wolfgang.de/  Zweite, überarbeitete Version vom Mai 2025

Blogbeitrag (Gestaltung)

Erstellt vom Heimatverein Niederbühl-Förch durch Marcus Wirth

Text- und Bildquellen

  1. Sofern nichts anderes vermerkt ist, stammen die Fotografien und Texte von Wolfgang Braun.
  2. Bildquelle: Bundesarchiv, Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Rastatt. Original: Louvre Paris

  3. Entgegen der Darstellung fand dieses Ereignis nicht vor dem Schloss, sondern vor den Toren der Festung statt.

  4. Bildquelle: Th. Goldschmidt, Badisches Landesmuseum Karlsruhe

  5. Bildquelle: Niederbühler Heimatbuch, S. 187

  6. vgl.: Bilder aus dem Soldatenleben im Kriege“, Stuttgart 1860, Seite 113

  7. Bildquellen: beide Bilder: Friedrich Kaiser, Badisches Landesmuseum, Inventarnummern: 2004/610-16, bzw. 2004/610-3; 9; https://katalog.landesmuseum.de/object/132912E248A933B4AC1559992F69E4EF-das-zerstoerte-dorf-niederbuehl-bei-rastadt-juli-1849

  8. Rechtschreibung wurde angepasst.

  9. Brüssel 1849, zitiert bei: Badische Landesbibliothek, hier Seite 22

  10. Bildquelle: Bundesarchiv Rastatt

  11. Bildquelle: https://uspresidentialhistory.com/carl-shurz/

  12. Bildquelle: Badische Zeitung, 30. April 2023

  13. Bildquelle: Wehrgeschichtliches Museum, Rastatt

  14. Bildquelle: Südkurier

  15. Bildquelle (Noten und Text): Fassung der Schlesischen Volkslieder von 1842

  16. Vielleicht denken Sie beim Singen des „verballhornten“ Textes: Die Getränke sind frei“, an den Freiheitskampf, der das Leben ungezählter Menschen kostete.










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