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„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“

Aktualisiert: 21. Jan. 2022

Folge 9 von Wolfgang Braun
Erstellt im Juni 2021. Digitalisiert vom Heimatverein Niederbühl-Förch e. V. im Dezember 2021
Vielen Dank unserem Gründungsmitglied Wolfgang Braun, dass wir seinen Artikel hier veröffentlichen dürfen.

Unter diesem Liedmotto stand ein Ausflug des Altenwerkes im Jahre 2018. Nach einer Führung durch das Nationalparkzentrum am Ruhestein begann eine fröhliche Runde in der fast 300 Jahre alten Vollmers Mühle zu Seebach/Grimmerswald.



Bereits ein Jahr zuvor nahm das Thema „Mühlen“ einen breiten musikalischen Raum ein, als im März 2017 die Musikgruppe „Vitalos“ mit ihrer Schwarzwaldmarie im Pfarrsaal schnell die Herzen der Gäste eroberte. Begleitet von Fotos erklangen vor allem Melodien aus dem nahen Schwarzwald, wobei natürlich das Lied von der Mühle im Schwarzwäldertal nicht fehlen durfte.


Auch ein Ausflug ins hintere Nordrachtal mit Abschluss bei einem zünftigem Vesper im „Vogt auf Mühlstein“ erinnerte nicht nur an Heinrich Hansjakob, sondern an die Nutzung der Wasserkraft mittels Mühlen, die zu den ältesten Maschinen in der Menschheitsgeschichte zählen. Namen wie: Mühlkanal, Mühlbach, Mühlwäldele, Mühlstraße, Gewann Altmühl, … erinnern auch heute noch in Niederbühl/Förch daran, dass Wasser als Energiequelle viele Jahrhunderte vor unserer Haustüre genutzt wurde.


Darauf wies bei einer Betriebsbesichtigung, organisiert vom Altenwerk, auch der zwischenzeitlich verstorbene Firmeninhaber der BASI, Hans Schöberl im Jahre 2014 hin. Er erinnerte an den, im ehemaligen Bürogebäude am Gewerbekanal (heute Unterkunft für Wohnungslose) eingelassenen Stein mit den beiden Jahreszahlen 1619 und 1837 und dem eingemeißelten Mühlrad mit folgendem Schriftzug.


DAS HAUS STEDT IN GOTES HAND MIR BEFELEN GOT UNSER LEBEN LANG – 1837

Wenn Sie einmal einen Spaziergang unternehmen, werden Sie ganz links oben ein Wappen mit den Initialen M-M-I-K entdecken. Diese Buchstaben stehen für die beiden Müller, Michael Müller und Ignaz Kunz. Für den Antrieb der Mahlwerke in den Niederbühler Mühlen wurden bereits ab dem Ende des 12. Jahrhundert Wasserkraft genutzt. Im Generallandesarchiv zu Karlsruhe findet sich eine Urkunde, auf der auszugsweise zu lesen ist.


„Papst Coelestin III. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen des Klosters Frauenalb unter dessen Vorsteherin Oda … samt allen Zugehörungen mit aller Gerechtigkeit, der Mühle zu Buohele (Niederbühl), … und anderer Besitzungen, 18. Mai 1193.“

In dem Buch: „Geografisch-statistisch-topografische Beschreibung von dem Kurfürstenthume Baden, Karlsruhe 1804“ steht u. a.:


Niederbühl, ein Pfarrdorf von 398 Einwohner nur ¼ Stunde von Rastatt, hinaufwärts der Murg gelegen, mit 1 Kirche, 1 Pfarrhause, 1 Schule, 74 Wohn- und 124 Nebengebäuden, auch einer guten Mahl- Tabak- Öl- und Sägemühle.“

Einige Mühlen nutzten die Abflüsse des ehemaligen Landsees (zwischen Niederbühl, Haueneberstein und Sandweier). Diesen versuchte man zu entwässern, um ihn einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Die meisten Mühlen standen aber an den Seitenarmen der Murg, so u. a. auch die „Altmühle“, die man auf dem Gelände der heutigen Fa. Bizerba (Gewann Lochfeld/Bauland) vermutet. Im Jahre 1440 wird der Name des Müllers Heinrich Grundel genannt, der die Mühle von Graf Jakob I. verliehen bekam.


Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch hier eine Spur der Zerstörung, allerdings ging bereits 1640 im heutigen Gewann „Mühlwald“ unter der Regentschaft des Markgrafen Wilhelm die sog. „Neumühle“ in Betrieb. Das Generallandesarchiv dokumentiert insgesamt neun Mühlen auf unserer Gemarkung. Die wohl letzte, mit Wasserkraft betriebene Mühle am Gewerbekanal von Wilhelm Gleisle, war seit einem Brand im Jahr 1918 nur noch eine Ruine.


Dass Mühlen nicht nur für die Bauern, sondern auch für die Obrigkeit von Bedeutung waren, zeigt ein Erblehenbrief der Markgräfin Franziska Sybilla Augusta an Jacob Müller über die neue Mühle zu Niederbühl. Dieser musste als Erblehensmüller 50 Malter an den Baden-Badischen Speicher und 10 Malter an das Jesuitencollegium zu Baden-Baden als Gült entrichten, so Textteile der Urkunde vom 17. September 1717.


Gült könnte man heute als Steuer, Abgabe oder Pfand bezeichnen, welche als Geldgült (Zahlung in Geld) oder Fruchtgült (Zahlung in Naturalien) zu entrichten war. In Baden umfasste 1 Malter ca. 150 Liter Korn.


Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe 37 Nr. 3117

Folgendes Bild zeigt eine idealisierte Idylle aus der Feder des Niederbühler Kunstprofessors und Hochschullehrers Prof. Albert Kiefer (vgl. Niederbühler Heimatbuch, S. 452, ohne Jahresangabe). Links ist die Mühle am Gewerbekanal, rechts die Dreschmaschinenhalle zu sehen.



Herausgeber

Pfarrgemeinde St. Laurentius Niederbühl, in der Kirchengemeinde Vorderes Murgtal, vertreten durch das Gemeindeteam.

Autor (Text- und Gestaltung)

Erstellt im Juni 2021

Blogbeitrag

Erstellt im Dezember 2021 vom Heimatverein Niederbühl-Förch durch Marcus Wirth

Fotografien

Sofern nichts anderes vermerkt ist, stammen die Fotografien von Wolfgang Braun

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