Folge 20 von Wolfgang Braun
Erstellt im September 2021. Digitalisiert vom Heimatverein Niederbühl-Förch e. V. im Dezember 2021
Vielen Dank unserem Gründungsmitglied Wolfgang Braun, dass wir seinen Artikel hier veröffentlichen dürfen.
Mehr Infos: www.braun-wolfgang.de
Schlösser, vor allem jene aus der Barockzeit üben einen Reiz auf die Besucher aus, künden sie doch von einer anderen, von absolutistischen Herrschern und deren von Repräsentationssucht, Reichtum, Luxus und Macht umgebenen Lebensweise, die diametral einem total verarmten Bürger- und Bauerntum gegenüberstand. Folgende Zeilen erinnern an erlebnisreiche Ausflüge von Schloss und Parkbesichtigungen, organisiert und durchgeführt vom Altenwerk unserer Pfarrgemeinde. Dem Leben in und um Schloss Favorite trug der Artikel im Mitteilungsblatt der vergangenen Woche Rechnung.
Wo Fürstbischöfe sich verwöhnen ließen
Vor zwei Jahren lautete das Motto der Halbtagesfahrt des Altenwerkes: „Landschaft, Kultur und Kulinarik“. Diese Kombination erlebten die Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen zuerst im Schlosscafé zu Bruchsal.
Das Bild zeigt unsere Gruppe vor der Residenz der Fürstbischöfe von Speyer, die sich - als Ersatz für die im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörte Bischofspfalz – in Bruchsal durch einem Schlossneubau mit außerordentlichem Luxus umgaben. Im Auftrag des Fürstbischofs Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim wurde mit dem Bau dieses Schlosses, bestehend aus drei Flügel, im barocken Stil im Jahr 1720 begonnen.
Berühmt ist es vor allem durch das beeindruckende Treppenhaus, geschaffen von Balthasar Neumann, der 1731 die Bauleitung auch für zahlreiche andere Bauwerke für die vier Kirchenfürsten aus dem Hause der Grafen von Schönborn entworfen hatte.
Es gilt als eine der gelungensten Lösungen für eine barocke Treppenanlage, wird sie doch zweiläufig von dem Kuppelsaal überragt und führt zu den beiden Festsälen des Schlosses, dem Fürstensaal und dem Marmor- oder Kaisersaal. Berühmt ist der Baumeister auch für seine Treppenhäuser in den Schlössern in Meersburg, Würzburg und Brühl, aber auch für zahlreiche Kirchen. Sein Hauptwerk ist die Würzburger Residenz, das dortige Treppenhaus entstand 1735, vier Jahre nach Bruchsal.
Neben Neumann nahm der lombardische Kunstmaler Giovanni Francesco Marchini seine Tätigkeit im Schloss auf. Er malte in den Jahren 1731 bis 1736 die Fresken der Intrada, der Grotte sowie den Gartensaal. Auch die Fassadenmalerei des Corps de Logis und der Orangeriebauten stammen aus der Hand Marchinis. Die Scheinarchitektur aufgemalter Wandvorsprünge ist von überragender Perfektion. Über das Gebot der Armut, von Christus erhoben, und deren „Realisierung“ durch Kirchenvertreter der Barockzeit möge sich der Leser eigene Gedanken machen.
Nach einem Spaziergang rund um das Schloss und den Park ging es zum schmucken Kraichgau-Städtchen Gochsheim. Dort staunten die Teilnehmer im Deutschen Zuckerbäckermuseum und Badischen Bäckereimuseum, wo alte Werkzeuge der Teigbearbeitung ebenso wie große, mit Transmission betriebene Maschinen zur Bearbeitung von Zuckermassen gezeigt wurden.
Frohgelaunt ins Schwabenland
Nach dem ersten Besuch mit Schlossbesichtigung des Ludwigsburger Schlosses folgten elf Jahre später, im Jahr 2016 wiederum 60 Senioren der Einladung des Altenwerkes – neben dem herrlichen Schlosspark zu Ludwigsburg – die Kürbisausstellung zu besuchen. So mancher Teilnehmer brachte das ein oder andere Rezept zur Kürbiszubereitung mit, so z. B. das einer herbstlichen Vorspeise mit einem gebackenen Kürbis, dessen Rezept hier empfohlen wird.
Man nehme (für 4 Personen):
600 g Kürbisfruchtfleisch, entkernt und mit Schale, z. B. Hokkaido
2 EL Olivenöl, 8 Knoblauchzehen
Für das Dressing:
1 kleine rote Chilischote, 2 Knoblauchzehen
20 g geröstete Erdnusskerne, grob gehackt
Pfeffer, Salz. 1 EL Zitronensaft
½ TL Honig, 2 EL Olivenöl, Koriandergrün oder Petersilienblätter
Den Kürbis in acht gleich große, ungeschälte Spalten schneiden Kürbisteile mit Olivenöl einpinseln und bei 200°C im vorgeheizten Backofen etwa 15 bis 20 Minuten mit den acht Knoblauchzehen backen. In der Zwischenzeit Zitronensaft, Pfeffer, Salz, Honig und Öl verrühren. Die Chilischote entkernen, in feine Streifen schneiden und hinzufügen. Die zwei Knoblauchzehen schälen und dazu pressen. Erdnüsse unterrühren und abschmecken. Zum Servieren je zwei Spalten auf einem Teller anrichten, je eine gebackene Knoblauchzehe auflegen, mit dem Dressing beträufeln und mit den frischen Kräutern garnieren.
Quelle: Staatliche Schlösser BW
Schlösser in der Kurpfalz
Im April 2015 genossen die Ausflügler des Altenwerkes genau gegenüber des Schwetzinger Schlosses, im Schlossgartenrestaurant „Brauhaus zum Ritter“ das Mittagessen. Man ließ sich von der Lebenskunst der Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor, die das Schloss als Sommerresidenz nutzen, inspirieren. Die Hofhaltung wurde in den warmen Monaten von Schloss Mannheim nach Schloss Schwetzingen verlegt, wo sich die „erlauchte“ Adelsgesellschaft in einem riesigen Jagdgebiet „austoben“ konnte. Über die Einmaligkeit des im 18. Jahrhundert angelegten Schlossgarten erübrigt sich auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Gleiches gilt auch für die Qualität der jährlich stattfindenden Schwetzinger Musikfestspiele. Auf den Spuren der Kurfürsten ging die Fahrt nach Mannheim, wo der Autor dieser Zeilen von seinem ehemaligen Studienort berichtete und die Bedeutung des Mannheimer Schloss versuchte näher zu erklären.
Die bereits im Zusammenhang mit Schwetzingen genannten Kurfürsten realisierten ab 1720 einen Größenrekord, denn der riesige Ehrenhof wird von je 400 Meter breiten Seitenflügeln gesäumt, in denen seit 1967 die Universität ihre Heimat gefunden hat. Es ist nach Versailles der größte Barockkomplex Europas. Beim Besuch des Planetariums begeisterte die ca. eine Stunde dauernde „Zeitreise durch das Universum“ die Teilnehmer, die sich zum Tagesabschluss ein Abendessen im Drehrestaurant des Fernmeldeturms schmecken ließen.
Herausgeber
Pfarrgemeinde St. Laurentius Niederbühl, in der Kirchengemeinde Vorderes Murgtal, vertreten durch das Gemeindeteam.
Autor (Text- und Gestaltung)
Wolfgang Braun http://www.braun-wolfgang.de/
Erstellt im September 2021
Blogbeitrag
Erstellt im Dezember 2021 vom Heimatverein Niederbühl-Förch durch Marcus Wirth
Fotografien
Sofern nichts anderes vermerkt ist, stammen die Fotografien von Wolfgang Braun
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